Historische Nagelschmiede Sitzerath

Das Nagelschmiedehandwerk hat im Hochwald eine alte Tradition.  Alles, was man zur Eisengewinnung brauchte, gab es im Hochwald genügend. Durch die Erzvorkommen, den Waldreichtum sowie die vorhandene Wasserkraft, waren die Bedingungen zur Eisenverhüttung im Hochwald optimal. 

Das Buch "Die Nagelschmiede-Industrie im Hochwald" von Helmut Weiler ist zum Preis von 13,00 € bei der Tourist Info Nonnweiler erhältlich.

Das Nagelschmiedehandwerk hat im Hochwald eine alte Tradition. Bedingt durch die frühe Eisenverhüttung war der Rohstoff hierfür reichlich vorhanden.

Alles, was man zur Eisengewinnung brauchte, gab es im Hochwald genügend. Durch die Erzvorkommen, den Waldreichtum sowie die vorhandene Wasserkraft, waren die Bedingungen zur Eisenverhüttung im Hochwald optimal. Die ersten Eisenhütten sind gegen Ende des 17. Jahrhunderts entstanden. Erste Erwähnungen stammen aus der Zeit um 1680.

Lange vor den großen Hütten in Neunkirchen, Völklingen oder Burbach bestanden in unserer Gegen bereits Eisenschmelzen. So z. B. in Abentheuer, Züscherhammer, Nonnweiler, Mariahütte und nicht zuletzt seit dem Jahre 1755 die Hubertushütte bei Bierfeld. Von diesen Hütten konnten die Nagler ihr Eisen beziehen.

Das Nagelschmiedehandwerk in unserer Gegend muss man eigentlich mehr als Heimarbeit betrachten. Die Armut war groß, die Familien hatten viele Kinder und der Boden war nicht ertragreich. Man betrieb zwar eine kleine Landwirtschaft, die aber die große Familie nicht ernähren konnte. Folglich musste man sich um einen Nebenerwerb bemühen.

Nach dem dreißigjährigen Krieg (um 1660) ließ sich ein Belgier in unserer Gegen als Nagelschmied nieder, weil er sein Material von den hier ansässigen Eisenhütten beziehen konnte.

Zu Beginn wurden in der Hauptsache Schiffs-, Schloss-, Band- und Schiefernägel hergestellt. Später wurden dann mehrere Arten von Schuhnägeln gefertigt.  Nachdem in der Anfangszeit alle Nägel ausnahmslos von Hand gefertigt wurden, war die Erfindung einer sogenannten "Maschine" eine wesentliche Erleichterung. Der geschmiedete Nagel erhielt durch einen Stempel in einem herabfallenden Hammer die gewünschte Form.

In Bierfeld und Sitzerath war das Nagelschmiedegewerbe stark vertreten. Wir lassen hier den Sitzerather "Pönnenschmied" namens Nikolaus Paulus-Elgas, geb. 1894, erzählen, der als 14-jähriger mit dem Erlernen des Schmiedehandwerkes begann, mit 17 Jahren zur Grube ging, mit 36 Jahren auf der Grube "abgebaut" und von 1931 ab wieder in seiner Heimwerkstätte Nägel hämmerte, bis er 1935 eine verdienstreichere Beschäftigung fand. Hören wir also:

In den Jahren um die letzte Jahrhundertwende herrschte im Dorf, zumal zur Winderzeit, reges Leben in dem Nagelschmiedegewerbe. Groß und klein, alt und jung, beteiligten sich an der Herstellung von Nägeln. Selbst mehrere Mädchen schmiedeten Nägel, uns ließen sie in ihrer Arbeit und Geschicklichkeit nichts zu wünschen übrig; drei dieser Meisterinnen leben noch. Fast in jedem Haus wurde genagelt. Oft standen mehrere Schmiede, bis zu fünf Mann, um eine Esse und arbeiteten, jeder auf seinem eigenen Ambos.

Seinen Höhepunkt erreichte der Eifer in der Herstellung von Nägeln, wenn gewisse Feiertage, wie Kirmes und Fastnacht, in Sicht waren, denn zum Feiern brauchte man Geld. Da begann die Arbeit schon morgens um 4 Uhr, und größere Kinder halfen bei dieser Arbeit schon am frühen Morgen 2-3 Stunden vor ihrem Gang zur Schule. Abends um 8 Uhr wurde Feierabend gemacht, dann saß man noch gemütlich plaudern, scherzend, spielend und singend zusammen.

Esse:
Feuerstelle, in der das Eisen geglüht wird.

Blasebalg:
I
n ihm wird die nötige Luft für das Feuer erzeugt.

Rad:
In ihm lief früher der Hund, auch oft Radstipp genannt. Durch eine Kurbel am Laufrad wird der Blasebalg auf und ab bewegt und erzeugt dadurch die nötige Luft.

Nagelstock:
Ein meterhoher Baumstumpf mit ca. 60 cm Durchmesser. Auf ihm ruht der "Stabbels".

Stabbels:
Ein ca. drei Zentner schweres rundes Gussstück mit verschiedenen Öffnungen für die einzelnen Werkzeuge.

Ambos:
Auf ihm wird die Spitze oder teile eines Nagels geschmiedet.

Schrot:
Gleicht einem Meißel. Dient zum Einkerben des Werkstückes bevor dieses in den Nagelstock gesteckt wird.

Nageleisen:
Je nach der gewünschten Sorte von Nägeln müssen die Nageleisen ausgewechselt werden.

Hammer:
Am Hammer befindet sich der sogenannte Stempel. Bei ihm ist die Form des jeweils gewünschten Nagels eingearbeitet. Beim Auslösen mit dem Fuß schlägt der Hammer auf das im Nageleisen steckende Werkstück, und prägt somit den Kopf des Nagels.

Die Nagelschmiede ist einmal im Monat (April bis November) von 10:00 - 12:00 Uhr zur Besichtigung geöffnet.

Besichtigungstermine finden Sie hier im Veranstaltungskalender

Individuelle Gruppenbesuche/Vorführungen auf Anfrage
(Gruppenpreis: 30,00 €, Dauer: ca. 1 Stunde).

Kontakt

Tourist Info Nonnweiler
Trierer Straße 5
66620 Nonnweiler

Tel.: 06873/660-19

Anschrift Nagelschmiede

Buchenweg 11
66620 Nonnweiler-Sitzerath