Erlebnis Ringwall

Bei einem Besuch des Keltischen Ringwall Otzenhausen finden Sie unterwegs verschiedene Informationstafeln. Dort erfahren Sie mehr über Ihre aktuelle Position und den historischen Hintergrund. In Vorbereitung auf Ihre Reise oder um mehr über die Kelten in der Region zu erfahren, können Sie hier die Informationstafeln durchblättern.

Übersichtskarte

Die einzelnen Stationen im Überblick

Mit dem volkstümlichen Namen "Hunnenring" wird eine der mächtigsten Befestigungsanlagen der keltischen Welt bezeichnet. Als Relikt der romantischen Epoche, suggeriert die Bezeichnung "Hunnenring" fälschlicherweise die Existenz nomadischer Völker aus dem osteuropäisch-asiatischen Raum auf dem Ringwall. Diese Deutung ist jedoch nachweislich unsinnig. Am Rande des Hunsrücks, auf dem "Dollberg" bei Otzenhausen gelegen, manifestiert sich der Ringwall als eine vorgeschichtliche Befestigungsanlage.

Mögliche Deutungen hinsichtlich seiner Funktion reichen von der einer reinen Fliehburg über ein Oppidum (stadtähnliche Siedlung) bis hin zu einem Macht- und Herrschaftszentrum, bzw. Adelssitz eines reichen Keltenstammes, der durch zahlreiche, reich ausgestattete Fürstengräber in der Umgebung belegt ist.

Topografisch betrachtet liegt der "Hunnenring" am südlichen Rande des Stammesgebietes der Treverer. Wohl schon im 5./4. Jahrhundert vor Christus (Ende der Hallstattkultur) zum Schutz vor marodierenden Germanenhorden errichtet, ist seine Existenz und Besiedlung für das 2. und 1. Jahrhundert vor Christus (Zeit der Latènekultur) hinreichend gesichert. Im 1. Jahrhundert vor Christus wird die Burganlage aus bislang ungeklärten Gründen aufgegeben.

Mit seiner dreieckigen Form umgrenzt der "Hunnenring" den südwestlichen Teil des 695 m hohen Dollberges. Er gliedert sich in eine Hauptanlage und eine Voranlage mit Vorwall im Süden. Die Ausdehnung beträgt in Ost-Westrichtung 460 m, in Nord-Süd Richtung 647 m. Mit dem Vorwallbereich zusammen ergibt sich eine Gesamtfläche von 18,5 Hektar. Somit gilt der "Hunnenring" als eine der größten keltischen Befestigungsanlagen.

Die Länge der Steinwälle, die sich aus dem Versturzmaterial der ehemaligen Wehrmauern zusammensetzen, beträgt insgesamt rund 2500 m. Die Dimensionen der Anlage sind für den Betrachter noch Heute sehr beeindruckend.

Bei Grabungen während den 1930-iger Jahren konnte ein kleiner Teil der Innenbesiedlung und die Toranlage untersucht werden. Neue Forschungsgrabungen beschäftigen sich seit 1999 damit, weitere wissenschaftliche Erkenntnisse zu erbringen.

Hiermit hofft man, die noch immer zahlreichen Geheimnisse der Anlage aufdecken zu können.

Erdgeschichtlich besteht der Hunsrück aus Schichten des Devon (vor ca. 405 -350 Mio. Jahre). Zu jener Zeit liegen weite Teile des heutigen Mitteleuropa in einem Meeresbecken, das eine Ausweitung des heutigen Mittelmeeres nach Norden hin darstellte.

Inmitten dieses devonischen Beckens liegt die sogenannte Mitteleuropäische Insel. An deren nördlichen Küsten, zu denen auch Teile des heutigen Hunsrücks gehören, lagern sich Küstensande sehr reiner Natur ab. In den nachfolgenden geologischen Epochen werden diese ehemals locker gelagerten Sande mehr und mehr verändert.

Durch Druck- und Temperaturzunahme als Folge der immer mächtig werdenden Überlagerungen jüngerer Schichten und durch tektonische Ereignisse wie Faltenbildungen (im Unterkarbon ca. 350 - 325 Mio. Jahre) und Verschiebungen innerhalb der Gesteinsablagerungen entsteht schließlich der Taunusquarzit. Auf den Schichtflächen und Klüften hinterließ zirkulierendes Wasser Eisenteilchen, die dem ursprünglich weißen Taunusquarzit seine heutige, typisch rotbraune Farbe gaben.

Die Taunusquarzite finden sich neben dem Taunus auch im Gebiet des Hunsrücks. Im Tertiär (vor ca. 60 Mio. Jahre) erfolgen dann erneute Hebungen, wobei das heutige Landschaftsrelief von Bergen und Tälern in seinen Grundzügen entsteht. Während dem Erdzeitalter des Quartärs (1,5 Mio. Jahre - heute) bilden sich in der Würmeiszeit dann auf den Hochflächen des Hunsrücks oberhalb 330 m ü.M. sogenannte Felsen- oder Blockmeere. Durch Erosions- oder Verwitterungsvorgänge wie Abgrusung, Frostsprengung oder Temperaturverwitterung lösen sich in warmen und wechselfeuchten Klimaten vielfach Gesteinsblöcke von der Felsschicht des Taunusquarzits und lagern sich an den Hängen meeresartig ab. Nach ca. 200 m links des Weges sehen sie Reste eines solchen Blockmeeres.

Durch diese unermeßlichen Blockanlagerungen war zugleich eine der Hauptvoraussetzungen für den Bau einer solch mächtigen Befestigung wie dem "Hunnenring" gegeben: das Baumaterial. Es lag unmittelbar am Bauplatz, brauchte nur noch eingesammelt und daher nicht mehr eigens in Steinbrüchen gebrochen zu werden. Die oberflächlich gesammelten Steinblöcke wurden mittels Viehwagen zur Baustelle transportiert und dort verarbeitet.

Weiterhin bot die lokale Topographie mit ihrer natürlichen Geländesituation in Form einer flachen Bergkuppe und steilen Hängen einen strategischen Verteidigungsvorteil. Die Angreifer benötigten hingegen allein zur Erklimmung des Berges eine große Kraftanstrengung.

Am westlichen Steilhang befand sich das Eingangstor der Burganlage. Dank der Ausgrabungen des Provinzialmuseums Trier unter Leitung von W. Dehn in den 1930-iger Jahren konnten das Tor und die angrenzenden Mauern recht genau erforscht werden:

Es handelt sich hierbei um ein zweiflügeliges Tor von 6 m Breite. Durch die Mittelpfosten in zwei je 2,5 m breite Durchlässe getrennt, besaß das Tor somit eine Aus- und eine Einfahrt. Die Standspuren der Torpfosten und der die Mauer abstützenden Seitenpfosten waren bei den Grabungen deutlich erkennbar. Die in den Pfostenlöchern versenkten Holzpfosten waren mit Steinen verkeilt worden.

Eine Schotterlage bedeckte den Boden im Bereich des Tores und sicherte die Durchfahrt auch bei nasser Witterung.

Eine Verstärkung des Mittelpfostens der Torkonstruktion unterstützt die These, dass der Durchlaß von einem hölzernen Wehrgang überdeckt wurde. Dieser etwas zurückversetzte Wehrgang und die vorspringenden Mauerecken lassen uns von einem zwingerartigen Torgebäude sprechen. Hierdurch konnte der Feind besser, nämlich von drei Seiten gleichzeitig, bekämpft werden. Dies war um so wichtiger, als das Tor naturgemäß einen der verwundbarsten Punkte einer Festung darstellt.

Nach rechts blickend erkennt man den Vorwall. Er umschließt den gesamten südlichen Bereich der Anlage. Seine genaue Bedeutung ist noch unerforscht. Möglicherweise wurde dort in Notzeiten das Vieh verwahrt oder er dokumentiert eine Bauphase, zu deren Zeit die Gesamtanlage größere Ausmaße besaß.

Die Quelle liegt innerhalb der Nordwestecke der Befestigungsanlage. Durch den undurchlässigen Taunusquarzit bedingt, tritt das Wasser bereits in relativer Höhenlage (26 m unter der Höhenkuppe bei der Schutzhütte) zu Tage. Noch im 19. Jahrhundert führte die Quelle über das ganze Jahr hinweg ständig Wasser. Heute fließt sie nur noch in den feuchten Jahreszeiten.  Sie ergießt sich in ein Sammelbecken unmittelbar hinter der Nordwestecke der Befestigungsmauer. Ein unter der Mauer hindurchführender Ablauf lenkte das überschüssige Wasser nach draußen.

In der Quelle liegt eine hohe fortifikatorische Bedeutung für die Anlage. Vor allem in Notzeiten war man bei einer Belagerung mit Trinkwasser für Mensch und Vieh bestens versorgt und konnte daher getrost im Schutz der Mauern verharrend, besseren Zeiten entgegen sehen. Alte Grabungen im Quellbereich während des 19. Jahrhunderts erbrachten zahlreiches Keramikmaterial aus verschiedenen Zeitepochen.
Ein Nachweis, daß die Quelle damals tatsächlich genutzt wurden.

Neben der Versorgung mit Trinkwasser mussten in Notzeiten Nahrungsmittel innerhalb der Befestigung bevorratet werden. Diese bestanden zum einen aus verschiedenen Getreidesorten, die man nachweislich in speziellen Speicherbauten deponierte. Das Getreide selbst wurde im Umland bestellt und geerntet. Der Dollberg selbst kam mit seinem unfruchtbaren Boden als Anbaugebiet kaum in Betracht.
An Getreidesorten waren die Spelzgerste, Emmer, Einkorn, Dinkel, Hafer und Nacktweizen bekannt. Weiterhin wurden Hülsenfrüchte wie Linse, Erbse und Saatwicke bekannt.

Nach Erwachen eines nationalen Geschichtsbewusstseins im frühen 19. Jahrhundert beschäftigte man sich auch erstmals mit dem Ringwall Otzenhausen.

Wird der Dollberg bereits im Jahre 1345 erstmals urkundlich in Schriften der gräflichen und freiherrlichen Vögte zu Hunolstein erwähnt, so kennen wir eine erste Erwähnung des Ringwalles aus dem Grimburger Salbuch von 1589, in welchem von den "Rinckmauern" gesprochen wird. Eine erste bildliche Darstellung der Ringmauern kennen aus dem Feuilleton der Gazette de Metz von 1836 (?) in welcher ein Stich die Mauern des Ringwalles auf dem Dollberg zeigt. Im Jahre 1836 verfaßte Graf Villers von Burgesch, Mitglied der "Gesellschaft für Nützliche Forschungen" ein Bittschreiben an den damaligen preußischen König Friedrich Wilhelm III. Inhalt war die Bitte, den Bewohnern von Otzenhausen und Umgebung das Wegschaffen von Steinen auf dem Ring am Dollberg als Baumaterial zu verbieten. Als Antwort erschien der damalige preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm (und spätere König und Deutsche Kaiser, Friedrich Wilhelm IV) im Jahre 1837 persönlich zu einem Besuch auf dem "Hunnenring". Hierdurch wurde nicht nur die Bedeutung der Anlage in das rechte Licht gesetzt, sondern der Ringwall vor seiner Zerstörung bewahrt.

Der 1883 entworfene Lageplan des Forstreferendars Neusser zeugt noch fast 50 Jahre später vom Besuch des preußischen Kronprinzen und von dessen Bedeutung.

Der Plan zeigt die Eintragung eines sogenannten "Königsplatz", der im NO an der Kreuzung der über den Ringwall führenden Wege angelegt wurde. Anläßlich des hoheitlichen Besuches wurde dort der Kronprinz von den heimischen Würdenträgern empfangen. Inmitten des Platzes ist ein mittels einer Steinmauer umhegter Baum eingezeichnet. In ihm darf man einen zu Ehren des Kronprinzen gepflanzten Baum vermuten, wie dies vielerorts zur damaligen Zeit ein Brauchtum gewesen ist.

Anläßlich dieses Besuches wurde auch die noch Heute begehbare Treppe über den Nordwall angelegt. Ein auf der Karte verzeichneter Weg längs über die Mauerkrone des Hauptwalles im Norden wird dahin gedeutet, dass zu Ehren des Prinzen eine Pflasterung angelegt wurde, damit der hohe Herr zu Pferd über die Mauerkrone reiten konnte. Diese Anekdote ist jedoch nicht bestätigt.

Die Denkmäler unserer Geschichte bedürfen eines besonderen Schutzes. Denn einmal zerstört, sind sie für alle Zukunft verloren. Und so steht heute auch die gesamte Anlage unter Denkmalschutz. Jeder Stein, der von dieser Stätte entfernt wird, zerstört einen kleinen Teil unserer gemeinsamen Vergangenheit! Nehmen sie deshalb keine Fundstücke oder Steine mit, melden sie beobachtete Zerstörungen oder Raubgräbereien!

Erste unsystematische Grabungen auf dem "Hunnenring" wurden von F. Hettner 1883 im Bereich der Quelle und des Hauptwalles durchgeführt. Während die Grabungen bei der Quelle schlecht dokumentiert und die Funde nahezu alle verschollen sind, musste der beabsichtigte Schnitt durch den mächtigen Hauptwall wegen Einsturzgefahr eingestellt werden.

Dieser Flächengrabung verdanken wir erste Erkenntnisse über das Leben im Innern der Anlage. Zahlreiche Pfostengruben belegen eine mehrphasige Besiedlung im 2. und 1. Jahrhundert vor Christus an dieser Stelle. Die in Fachwerktechnik gebauten Häuser lassen sich in Speicherbauten und Wohngebäude untergliedern.    

Funde von Keramikscherben, Spinnwirteln, Eisenschlacke, eisernen Werkzeuge wie Messer, Beile, Hämmer, Bohrer, einigen Münzen etc. geben Aufschluß über das Alltagsleben und die Handwerkstätigkeiten in der Anlage.

Zahlreiche weitere Suchschnitte, die das gesamte Innere des "Hunnenrings" durchkreuzten, belegten, dass auch in anderen Teilen der Innenfläche mit einer Besiedlung zu rechnen ist. Weiterhin wurde im Rahmen dieser Grabungen der gesamte Torbereich untersucht. 

Die gesamte, ergrabene Fläche betrug lediglich 3% der Gesamtinnenfläche. Demnach blieben noch immer zahlreiche wichtige Fragen zur Bedeutung und Funktion der Anlage, ihrer Entstehungszeit, ihrer Siedlungsstruktur etc. unbeantwortet. Diese Fragen zu klären ist die Aufgabe der aktuell stattfindenden, wissenschaftlicher Grabungen. Seit 1999 werden neue Flächen im Innenbereich, aber auch im Umfeld der Anlage untersucht.

Bei den von Wolfgang Dehn durchgeführten Grabungen wurden auch die Grundmauern eines kleinen Tempels aus dem 2. und 3. nachchristlichen Jahrhundert entdeckt. Die Grundmaße des Tempelchens betragen 2,70 m x 2,15 m. Die gemauerten Wände bestanden aus Quarzitbruchsteinen, deren Außenseiten mit importierten, backsteinförmigen Sandsteinen verblendet waren. Das hölzerne Dachgebälk trug eine Dachbedeckung aus Schieferplatten und tönernen Leistenziegeln.

Nahe des Tempels fanden sich während den Ausgrabungen Deponierungen von Speer- und Lanzenspitzen, sowie Pfeilspitzen. Bei diesen absichtlich niedergelegten Jagdwaffen handelt es sich um religiöse Weihegaben zu Ehren der Tempelgottheit.

Altfunde eines Wildschweinreliefs und einer mit Jagdwaffen ausgestatteten Figur einer Göttin- wohl Diana, Göttin der Jagd (Fundortunsicher, vermutlich Schwarzenbach "Spätzrech") - erlauben in Zusammenhang mit den aufgefundenen Waffendeponierungen die Hypothese, dass es sich bei der, in dem Tempelchen verehrten Gottheit um einen Gott (Mars) oder eine Göttin der Jagd (Diana) gehandelt haben könnte.

Inwiefern dieser Tempel in Zusammenhang mit der nur 1,5 km entfernten Tempelanlage von Schwarzenbach, Flur "Spätzrech" steht, blieb bislang ungeklärt. Dort existierte vom 1. - 3. Jahrhundert nach Christus eine größere, römische Tempelanlage die dem römischen Gott Mars Cnabetius geweiht war.

Das Fehlen sonstiger Funde innerhalb der Anlage läßt den Schluss zu, dass zur römischen Zeit innerhalb der ehemals keltischen Befestigung keine Besiedlung existierte. Seit der Aufgabe der Befestigung nach dem Einzug der Truppen Caesars (Mitte des 1. Jahrhunderts vor Christus) ist für mindestens 150 Jahre keine nachweisbare Nutzung mehr nachgewiesen. Die Anlage war somit dem Verfall preisgegeben. Mehr Licht in die Geschehnisse am "Hunnenring" zur Zeit der römischen Periode könnte eine bereits im 18. Jahrhundert entdeckte, römische Nekropole zu Füßen des Dollberges bringen, deren genaue Lage überliefert, aber nicht mehr genau lokalisiert ist.

Die imposanten Gesteinsmassen des Nord- oder Hauptwalles sind stille Zeitzeugen der einst mächtigsten Mauer des Ringwalles.

Zur Abriegelung des besiedelten Bergsporns zum restlichen flachen Bergrücken erbaut, musste die Hauptmauer aus fortifikatorischen Gründen weitaus mächtiger sein, als die, aufgrund ihrer Hanglage für einen Feind nur schwer zu erstürmenden Seitenwälle. Die Nordmauer war gewaltiger als jede andere Befestigungsmauer der Kelten zu jener Zeit. Mit über 10 m Höhe und 40 m Basisbreite vermittelt der Mauerversturz den wir heute noch sehen, noch immer einen gewaltigen Eindruck hiervon. Berechnungen gehen dahin, dass die Mauer zur Zeit ihrer größten Ausdehnung, im 2. und 1. Jahrhundert vor Christus ca. 20 m Höhe und mindestens eine ebensolche Breite aufwies. Dies entspricht etwa der Höhe eines fünfstöckigen Gebäudes.

Die typische Konstruktionsweise keltischer Befestigungsmauern bezeichnete der römische Feldherr Gaius Julius Caesar in seinen Schriften als "murus gallicus" (latein. = gallische Mauer). Diese basierte auf einem hölzernen Rahmengerüst aus Baumstämmen. Die Stämme waren durch lange Eisennägel miteinander verbunden. Die Außenseite der Mauer war mit einem Trockenmauerwerk verblendet, das Innere mit Erde und Geröll verfüllt.

Die Altgrabungen an den Seitenwällen des Torbereiches bestätigten die Bauweise auch für den Ringwall auf dem "Dollberg". Hierbei fand sich ein Mauerkern aus Erde. Dieser Erdkern kann aber auch zu einer älteren Konstruktionsphase gehören, so dass die Mauern vermutlich zu anfangs anders konstruiert waren und evtl. bereits viel älter datieren. Vermutlich ist der Ursprung der Befestigungsmauern und damit der gesamten Anlage in der Frühlatènezeit (5. - 4. Jahrhundert vor Christus) zu suchen. Die Konstruktionsweise der Hauptmauer konnte hingegen bis heute nicht untersucht werden. Über feste Rampen oder Leitern bestieg man die Mauerkrone. Mit Speeren, Pfeil und Bogen, sowie Schleuderkugeln hielt man den angreifenden Feind auf Distanz. Die Verteidiger selbst waren durch eine, auf der Mauerkrone installierte hölzerne Brustwehr oder Palisade vor den Geschossen des Feindes geschützt. Lanze, Messer und Schwert dienten hingegen dem Nahkampf. Zusätzlichen Schutz boten hierbei hölzerne Schilde. Letztendlich wurde der "Hunnenring" wohl zur Mitte des 1. Jahrhundert vor Christus während oder kurz vor der römischen Okkupation kampflos geräumt. Bislang fehlen jegliche Indizien für eine Eroberung oder Zerstörungen durch Kampfeinwirkung.

Während seinen Ausgrabungen 1936 untersuchte W. Dehn auch einen außerhalb des Ringwalls gelegenen Grabhügel. Er hat einen Durchmesser von 22 m. Seine heutige Höhe beträgt noch 0,8 m. Die ursprüngliche Höhe muss aber als 4 - 5 mal veranschlagt werden.

Wie die Ausgrabungen zeigten, war das zentrale Hauptgrab des Hügels bereits in antiker Zeit durch Grabräuber geplündert worden. Einige Keramikfragmente erlauben dennoch eine Datierung in die jüngere Hunsrück-Eifel-Kultur (6. - 5. Jahrhundert vor Christus). Dicht unter der Hügeloberfläche wurden die Reste einer zweiten Bestattung entdeckt, die zwei bronzene Armringe als Beigabenschmuck mit sich trug. Die Nachbestattung datiert etwas jünger als die Zentralbestattung.

Die Beerdigung des Leichnams unter Grabhügeln war die typische Bestattungssitte der Kelten bis in das 5. Jahrhundert vor Christus - Nach Reinigung der Erdoberfläche wurde der Leichnam in einem Holzsarg darauf niedergelegt. Zum Schutz wurde der Sarg mit Steinen bedeckt. Darüber wurde ein Erdhügel errichtet. Manche Hügel sind als heiliger Bezirk mittels eines Steinkranzes oder Gräbchens am Hügelfuß, von ihrer profanen Umwelt abgegrenzt. Seltener sind Stelen aus markanten Steinen oder aus Holz nachweisbar. Sie wurden als Bekrönung auf der Mitte des Hügels errichtet. Je höhergestellt die Person, desto größer der gemeinschaftliche Aufwand bei der Errichtung des Grabhügels und desto reicher die Beigaben. Die armen Leute hingegen mussten sich hingegen mit einer unscheinbaren Bestattung ohne Sarg und Erdhügel begnügen. Diener und Sklaven folgten ihren Herren oftmals in das Grab. Sie wurden getötet und meist verbrannt dem Leichnam ihres Herren mit ins Grab gegeben. Im 5./4. Jahrhundert vor Chr. wechselt die Grabsitte von den Grabhügeln hin zum Flachgrab. Nunmehr wird der Sarg mit dem Leichnam lediglich in einer Grabgrube niedergelegt. Der oberirdische Erdhügel ist außer Mode gekommen.

In den reichst ausgestatteten Fürstengräbern aus dem benachbarten Ort Schwarzenbach spiegelt sich die Oberschicht der Region wider. Ihr Reichtum lag in den hiesigen Eisenerzvorkommen begründet. Ob die Fürsten von Schwarzenbach auch die Erbauer des "Hunnenrings" waren ? Eine Zeitgleichheit zwischen den ältesten Siedlungsfunden vom Ringwall und den Grabbeigaben der Schwarzenbacher Fürstengräber ist jedenfalls sicher.

In den reichst ausgestatteten Fürstengräbern aus dem benachbarten Ort Schwarzenbach spiegelt sich die Oberschicht der Region wider. Ihr Reichtum lag in den hiesigen Eisenerzvorkommen begründet. Ob die Fürsten von Schwarzenbach auch die Erbauer des "Hunnenrings" waren ? Eine Zeitgleichheit zwischen den ältesten Siedlungsfunden vom Ringwall und den Grabbeigaben der Schwarzenbacher Fürstengräber ist jedenfalls sicher.

Worin liegt die Bedeutung des Hochwaldraumes, die dazu führte, dass in der Eisenzeit solch mächtige Anlagen wie der Ringwall von Otzenhausen oder die reichen Fürstengräber von Schwarzenbach errichtet werden konnten? Beides zeugt vom Reichtum der Bevölkerung. Gleichzeitig ist eine höhere Siedlungsintensität in jener Zeit nachweisbar.

Die Gründe für diesen Reichtum und Wohlstand sind sicher in den lokalen Spat- und Roteisenvorkommen zu suchen. Die im oberirdische Tagebau ergrabenen "Lebacher Schichten" lieferten in zahlreichen Mengen Toneisensteine des Perm, der geologischen Schicht, die um 290 - 240 Mio. Jahre datiert.

Noch Heute zeugen zahlreiche Mulden, wie etwa der dem Ausgangspunkt am Waldparkplatz benachbarte "Kloppbruchweiher" von diesem Tagebau. Der Erzabbau endete erst im frühen 20. Jahrhundert nach Chr.

Die hier gefundenen Lebacher Eier - nierenförmige Gesteinsknollen - bergen in ihrem Kern fossile Reste, wie z. B. das einer heutigen Libelle ähnelnde Insekt Eugereon boeckingi, Krebse der Spezie Uronectes fimbratius, den Stachelhai Acanthodes bronni, Pflanzenreste oder Kropholite (Fäkalienreste).

Die Erzknollen wurden - nach Überlieferungen aus dem 18. Jahrhundert n. Chr., nachdem sie abgebaut waren, gesammelt und im freien liegend den Frost- und Witterungseinflüssen ausgesetzt, wodurch sich das taube Gestein vom erzhaltigen abtrennte. Denkbar ist auch ein Zerkleinern der Knollen von Hand. Anschließend wurde das Erz zu den Schmelzöfen transportiert, geschmolzen und zuletzt in der Schmiede zu Werkzeugen, Geräten und Waffen verarbeitet.

Durch das Schmelzen im Rennofen konnte jedoch nur minderwertiges Eisen erzielt werden. Erste hüttentechnische Untersuchungen von Schlacken und Fertigprodukten aus den Altgrabungen am "Hunnenring" führten zum Nachweis eines Schmiedeverfahrens, das unter Anwendung hoher Temperaturen (bis zu 1000 Grad Celsius) und wiederholter Abkühlung an der Luft dem Eisen stahlartigen Charakter verlieh.

Sollten sich diese Ergebnisse in Serienuntersuchungen bestätigen, so wäre bestätigt, dass die Besonderheit der hiesigen Eisenproduktion in der Herstellung von Stahl liegt. Zur Zeit der zweiten Hälfte des 1. vorchristlichen Jahrtausends war dies mit Sicherheit eine Kostbarkeit, die sowohl die hohe Siedlungsintensität, als auch die Dimension der Anlage auf dem Dollberg und die prächtigen Ausstattungen der Gräber verständlich werden lässt.

Die Wiege der saarländischen Eisenindustrie ist folglich nicht im Saar-Kohlebecken zu suchen, sondern sie datiert lange vor den Hütten von Völklingen, Dillingen und Neunkirchen zu Zeiten der Kelten im Hochwaldraum des südlichen Hunsrücks.